Anton Prock - 2013
Kanzler Dr. Wilhelm Bienner
Nach dem Tod des Tiroler Landesfürsten Erzherzog
Leopold V. folgte seine Gattin Claudia de’ Medici als
Regentin nach. Sie fand in Dr. Wilhelm Bienner einen
tüchtigen Beamten, der sich an die Spitze der
Regierung emporarbeitete und gute Erfolge erzielen
konnte. Leider ging er einerseits gegen seine
Untergebenen oft sehr energisch vor und schaffte sich
deshalb zahlreiche Feinde, andererseits hatte er
wegen seine Erfolge durch die Unterstützung von
Claudia de_ Medici auch viele Neider.
Nach dem Tod Claudias
übernahm ihr ältester Sohn Erzherzog Ferdinand Karl die
Regierung, ein schwacher und unentschlossener Regent.
Schmeichler konnten ihn gegen Kanzler Bienner einnehmen,
worauf Ferdinand Karl ihm wegen allerlei angeblicher
Vergehen den Prozess in Rattenberg machen ließ. Die
meisten Anschuldigungen konnte Bienner widerlegen, doch
der Prozess war eine abgekartete Angelegenheit. Kanzler
Bienner wurde enthauptet. Der Schwertstreich des Henkers
war so kräftig, dass nicht nur das Haupt, sondern auch die
vor dem Haupt zum Gebet gefalteten Hände abgetrennt
wurden. Ein in allerletzter Minute unterzeichnetes Gnadengesuch wurde von seinen
Feinden abgefangen. Als der Überbringer in die Burg einritt, hörte er schon das
Totenglöcklein läuten.
Die Sage vom Biennerweibele
Kanzler Bienner lebte auf Schloss Büchsenhausen in
Innsbruck. Als seine Frau von seinem Tod hörte, stürzte sie
sich von der Martinswand in die Tiefe. Seither soll sie in
Schloss Büchsenhausen als Geist herumwandern und
jeweils dann erscheinen, wenn ein Mitglieder der Familie,
der gerade Büchsenhausen gehört, stirbt.