Anton Prock - 2013
Was wurde innabwärts transportiert?
Die Fahrt flussabwärts wird als Naufahrt
bezeichnet. Vor allem Waren aus Nord- und
Südtirol und aus Italien wurden flussabwärts in
Richtung Passau befördert: Salz aus Hall, Holz,
Wein, Südfrüchte, Baustoffe (etwa Zement und
Steine), Glaswaren, Metalle (Silber und Kupfer
etwa). Von dort konnten sie entweder weiter
donauaufwärts nach Nordeuropa bzw.
donauabwärts in Richtung Wien und weiter nach
Ungarn transportiert werden. Venedig war über
Jahrhunderte jener Hafen, über den Waren aus Indien und China gelangten: Seide und
andere kostbare Stoffe, Edelsteine, Glas, Porzellan und Gewürze. Gerade Gewürze waren
insofern wichtig, da Fleisch zum Haltbarmachen entweder eingepökelt oder getrocknet
wurde. Beim Einpökeln gab eine eine Schicht Fleisch in ein
Fass, darüber eine Schicht Salz, dann wieder eine Schicht
Fleisch, eine Schicht Salz usw. Das Salz entzog dem Fleisch bzw.
dem Fisch Wasser, das wiederum die Fäulnisbakterien
benötigten. Getrocknetes Fleisch war sehr schwer genießbar,
zum Essen benötigte man auch Salz und vor allem die
Gewürze aus dem Orient. Exotische Gewürze waren eine
Statussymbol der Reichen.
Teile des berühmten Flügelaltars von Michael Pacher für St.
Wolfgang wurden in Südtirol hergestellt, mit Fuhrwerken über
den Brenner nach Hall befördert und nahmen dann den
weiteren Weg auf dem Inn und später wieder über Land.
Man darf jedoch auch den Transport von Menschen nicht
vergessen. Gerade für das Militär war der Innweg ein bedeutender und sicherer
Nachschubweg.
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Im Jahre 1532 etwa sammelte Kaiser Karl V. ein Heer gegen die Türken, wozu in Hall
20.000 Italiener auf 45 Schiffen untergebracht und bis Wien verschifft wurden.
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1651 wurde der Tiroler Kanzler Wilhelm Bienner als Gefangener von Innschifffahrt -
auf einem Boot bis Rattenberg befördert, wo gegen ihn der Prozess stattfand und
das Urteil auf Tod durch das Schwert lautete.
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Im Türkenjahr 1683 schickte der bayrische Kurfürst
Max Emanuel von Wasserburg aus zum Entsatz von
Wien Truppen ab.
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1765 verstarb in Innsbruck Kaiser Franz I. Stephan von
Lothringen, der Gatte von Maria Theresia. In Hall
wurde sein Leichnam auf ein Schiff verladen und inn-
und weiter donauabwärts nach Wien gebracht. Maria
Theresia folgte mit ihre Hofstaat in 19 Schiffen.
Die Naufahrt wurde meist in einzelnen flachen, schnell gebauten Innschifffahrt Plätten
unternommen, die man in Wien oder Pressburg dann um den Holzpreis verkaufen
konnte. Es gab aber auch ganze Schiffszüge innabwärts, was wegen der Untiefen,
Strömungen und dem ständig wechselnden Lauf des Inn sehr gefährlich war.
In verschiedenen Orten, etwa in Hall und
Rosenheim wurden solche Plätten gezimmert.
Große Plätten konnten bis zu 35 m lang und 11 m
breit sein.
Innschifffahrt - große Plätte mit ca. 35 m Länge und
11 m Breite, beladen mit Zementfässern
(Innmuseum Rosenheim)Die Strecke von Hall bis
Kufstein (ca. 60 km) legten die Boote in ca. 5
Stunden zurück, von Hall bis Wien in ca. 6-10
Tagen. Auch der Hof benutzte den Wasserweg. Der bayrische Hof reiste mit Kutschen
nach Wasserburg, um von dort prächtig gestaltete Hofschiffe zu benutzen.
Für Tirol war gerade der Transport von Silber und Kupfer von Schwaz zu den
Verarbeitungsstätten nach Jenbach und Brixlegg wichtig.